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6. FOTOFESTIVAL MANNHEIM-LUDWIGSHAFEN-HEIDELBERG
[7P] – [7] ORTE [7] PREKÄRE FELDER
[7.3] URBANISMUS & REAL ESTATE
Im Rahmen des „6. Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg“, welches sich unter der Leitung des Schweizer Kurators Urs Stahel, an [7] Orten [7] prekären Feldern der Gegenwart widmet, zeigt das Zephyr eine Ausstellung, die sich unter dem Titel „Urbanismus und Real Estate“ mit den aktuellen, unterschiedlichen Entwicklungen von Stadtstrukturen beschäftigt. Hier wird die Aussagekraft von Architektur als Schauplatz von Zeitgeist, Weltanschauung, Alltag und Ästhetik diskursiv und künstlerisch unter die Lupe genommen und aus unterschiedlichen Perspektiven heraus beleuchtet.
So dokumentiert der chinesische Künstler Ai Weiwei in Provisional Landscapes beispielsweise die ökonomische Bedeutung von Architektur, indem er die rasante, architektonische Umwälzung seiner Geburtsstadt Peking, welche die Stadt in einer Art „tabula rasa“ von einer gewachsenen, traditionellen Einstock-Bauweise flächendeckend in die Profit-Höhe schießen lässt, in eindrucksvollen Fotografien festhält.
Nick Waplington hingegen setzt seinen Fokus hingegen eher auf die politische Zweckentfremdung von Bauwerken. Der englische Fotograf hat mehr als ein Jahr lang in der West Bank unter Siedlern gelebt und mit verfolgt, wie sich hier individueller Freiheitsdrang mit politischer Strategie mischt, wie Architektur als Waffe eingesetzt wird, wie kein Backstein unpolitisch gedacht werden kann.
Auch die Bedeutung von Architektur als Symbol für soziales Wachstum und Miteinander findet im Kurzfilm Sounds of Blikkiesdorp der Schweizer Fotokünstlerin Laurence Bonvin seinen Platz. In dieser feinen, ruhigen Sozialstudie wird gezeigt, wie sich in einer Blechbarackensiedlung außerhalb von Kapstadt trotz Ärmlichkeit, Gewalt und (auch durch die Fußballweltmeisterschaft entstandenen) schonungslos verordneter Umsiedlung allmählich Leben entwickelt.
Ein ganz anderer Aspekt von architektonischen Gebilden kommt in den Werken von Frank van der Salm und Sylvain Couzinet-Jacques zum Vorschein, wenn auch auf konträre Art und Weise. Beide thematisieren zwar den finanziellen Symbolgehalt von urbanem Raum, Ersterer jedoch, wenn man so will, seitens der Sieger, welche riesige Glas-Stahl-Paläste als Zeichen der Macht erzeugen, Letzterer aus der Sicht der Verlierer, indem er die Immobilien- und Finanzkrise Spaniens mit der visuellen Metapher des (ver-)brennenden Lichts zeigt.
Eine ganz andere, eher interaktive Herangehensweise an das Thema hat die japanische Künstlerin Hiroko Komatsu, die durch die Installation der Fotografien von unterschiedlichen Bau- und Konstruktions-Materialien eine Art begehbaren Bildtempel schafft und dadurch einen existenziellen, körperlichen, dreidimensionalen Denkraum, eine Sanitary Bio-Preservation erzeugt.
Die Brücke zur Region und zum Gesamtkonzept des Fotofestivals schlägt schließlich Jules Spinatsch. Er fotografiert als einziger Künstler im Auftrag des Festivals und erstellt zu jedem Thema des Projekts eine Fotografie. Er verwendet dazu eine computergesteuerte Spiegelreflexkamera, die über mehrere Stunden einen Ort oder ein Ereignis mit Einzelaufnahmen abtastet und schließlich zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Das Einzelbild von einem bestimmten Raum wird aufgelöst, in der Zeit gedehnt, und visualisiert dafür zum Schluss eine Essenz von Raum&Zeit, von Raum in einer bestimmten Zeit, von verdichteter, gestundeter Zeit in einem bestimmten Raum.
So erzeugt die Ausstellung nicht nur eine, in der Diskrepanz zwischen stofflicher Architektur und entmaterialisierender Fotografie zu suchende, spannungsgeladene Sphäre, sondern fördert auch eindringlich zutage, wie sehr architektonische Gebilde alle Teilbereiche des menschlichen Lebens beeinflussen und wie weit sich Architektur als bloße Wissenschaft von der Gestaltung und Konstruktion von Bauwerken in der Realität von dieser Bestimmung entfernt.
Weitere Informationen zum Festival: www.fotofestival.info
FÜHRUNGEN UND VERANSTALTUNGEN
in Zephyr – Raum für Fotografie
Samstag, 19.9.2015, 17 Uhr | Eintritt frei
Fokus Mannheim | Zephyr – Raum für Fotografie
Einführung in die Ausstellung [7.3] Urbanismus & Real Estate mit dem Kurator des diesjährigen 6. Fotofestivals Urs Stahel
OKTOBER
Samstag, 3.10.2015, 16 Uhr | 3,50 € / 2 € zzgl. Eintritt
Cross Over Führung mit René Zächlin, Direktor des Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, führt durch die Ausstellung [7.3] Urbanismus & Real Estate
Samstag, 4.10.2015, 16 Uhr | 3,50 € / 2 € zzgl. Eintritt
Dialogische Führung mit Klaus Elliger, Fachbereichsleiter Stadtplanungsamt Stadt Mannheim durch die Ausstellung [7.3] Urbanismus & Real Estate
Montag, 19.10.2015, 20 Uhr | Eintritt: 6 € / 4 €
Podiumsdiskussion: Fotografie – Architektur – Kapital
Teilnehmer: Christian Holl (FREI 04,Stuttgart) Andreas Garkisch, (03 Architekten München) Werner Huthmacher (Architekturfotograf Berlin), Robert Harding Pittmann (Fotograf, Madrid, Boston, Hamburg), Bernd Koch (Geschäftsführer DIH Deutsche Wohnwerte GmbH & Co. KG, Heidelberg)
Architekturfotografie bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Dienstleistungsfotografie und künstlerischer Interpretation. Einerseits soll sie das Werk des Architekten so darstellen, dass sie für dessen Leistungsfähigkeit wirbt. Sie soll dazu beitragen, den Wert einer Immobilie zu steigern und zu veranschaulichen. Dabei ist der Fotograf immer auch Interpret – des Gebäudes wie der Intentionen des Auftraggebers, aber auch des Kontextes in den seine Arbeit eingebunden ist. Wem ist er letztlich verpflichtet? Dem Auftraggeber, einem gesellschaftlichen Umfeld, einer künstlerischen Idee – oder der eigenen Person, die ja selbst ebenso eine Leistung ist, die auf einem Markt zu bestehen hat? Ein klassischer Architekturfotograf, ein kritischer Dokumentarist, ein renommierter Architekt sowie ein erfolgreicher Investor diskutieren und erörtern die Zusammenhänge von Architektur und Kapital sowie dem Dienst, den die Fotografie dabei leisten kann oder sollte.
Sonntag, 25.10.2015, 16 Uhr | 3,50 € / 2 € zzgl. Eintritt
Dialogische Führung mit Carl Zillich, leitender Kurator, IBA Heidelberg GmbH durch die Ausstellung [7.3] Urbanismus & Real Estate
NOVEMBER
Sonntag, 8.11.2015, 16 Uhr | 3,50 € / 2 € zzgl. Eintritt
Dialogische Führung mit Professor Michael Braum, geschäftsführender Direktor, IBA Heidelberg GmbH durch die Ausstellung [7.1] Urbanismus & Real Estate
Freitag, 13.11.2015, 17:30 Uhr | Führung kostenfrei / regulärer Eintritt
Kuratorenführung mit dem Kurator des diesjährigen 6. Fotofestivals Urs Stahel durch die Ausstellung
FÜHRUNGEN FÜR SCHULKLASSEN UND GRUPPEN
Wir bieten auch während des Fotofestivals Führungen für Schulklassen und Gruppen an. Bitte wenden Sie sich hierfür an unser Buchungsbüro: buchungen.rem@mannheim.de oder Telefon: 0621 293 3771
Kosten:
Führung für Schulklassen: 45 € zzgl. Eintritte
Gruppenführung: 61 € zzgl. Eintritte
EINTRITTSPREISE
Vollzahler: 7,- €
Ermäßigt: 5,- €
Als ermäßigt gilt: Kinder 6-18 Jahren, Studenten, Azubis, Mitglieder, DB-Länderticket, VRN-Jahreskarten-o. Halbjahreskarteninhaber, SWR2 Kulturservice, DB-Bahncard m. Zug-Ticket.
3er-Karte: 14,-€
(Berechtigt nach Kauf für 3 Eintritte. Dabei ist es unerheblich, ob eine Person drei Häuser besucht oder bis zu drei Personen ein Haus)
Festival-Pass: 35,-€
Berechtigt den Inhaber zum Eintritt in allen teilnehmenden Institutionen während der gesamte Dauer des Festivals