MICHAEL SCHÄFER
WELDEKUNSTPREIS - FOTOGRAFIE
VORBILDER
22.01. - 15.04.2012
Vom 19. Juni bis 4. September 2011 präsentieren ZEPHYR – Raum für Fotografie und Welde eine Ausstellung des diesjährigen Preisträgers des Internationalen WeldeKunstpreises für Fotografie.
Michael Schäfer verführt unsere Augen. Mit Freude und Bedacht benutzt er unser visuelles Gedächtnis und führt es in die Irre, indem er subtil verändert, was zu sehen wir gewohnt sind. Seine klugen Bildschöpfungen erinnern an jene sattsam bekannten Pressebilder, durch die Politiker oder Wirtschaftslenker in den Medien präsentiert werden. Wir meinen, uns an seine Bilder erinnern zu können, obwohl wir sie noch nie gesehen haben.
Unter dem Titel „Vorbilder“ reflektiert Schäfer in doppelter Weise das Wesen seiner Bilder. Einerseits benennt der Titel die Funktion, die wichtigen Menschen gerne zugeschrieben wird, nämlich dass diese Vorbilder sind, sein wollen oder sollen. Andererseits spielt er aber auch auf das technische und künstlerische Vorgehen an, das weit mehr als bloße Fotografie ist. Der Preisträger benutzt bereits existierende Bilder, also Vorbilder, als Basis für ganz neue Werke. Aus dem vorhandenen Pressebild entfernt er einen oder mehrere der Akteure und besetzt die entstandenen Leerstellen durch von ihm ausgewählte Schauspieler. Diese spielen für seine Bilder dann die Rolle des Industriekapitäns, des Redners, Richters oder Politikers. Dabei handelt es sich um ein doppeltes Rollenspiel. Schon die ausgeschnittenen Vorbilder hatten eine Rolle gespielt oder eingenommen und die Schauspieler verfahren ebenso. Auf hohem Niveau und gleichzeitig wunderbar eingängig untersucht Schäfer diese Rollen.
Sein Spiel mit den unterschiedlichen Ebenen der Betrachtung und Wahrheit erzeugt eine wundersame Leichtigkeit, die auf den ersten Blick blendet und irritiert. Der Betrachter beginnt zu rätseln, wer beispielsweise die blonde Frau im dunklen Anzug sein könnte. Schließlich kommt es ihm vielleicht in den Sinn, dass die Dargestellte doch bis zur Handhaltung, aber so gar nicht im Ausdruck ihres Gesichtes, für unsere Kanzlerin steht.
Michael Schäfer hat elegant gezielt und in den Gesten, der Physiognomie und den Körperhaltungen seiner Vorbilder voll ins Schwarze getroffen. Er analysiert gesellschaftliche Vorbilder und Rollenmuster und holt sie auf den Boden dessen zurück, was sie eben auch sind: Austauschbare Wesen und Funktionsträger in einer medialisierten Welt, die unseren Augen vertraut geworden sind, beinahe wie gute Freunde.