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EDMUND CLARK
TERROR INCOGNITUS
31.01. – 29.05.2016 / VERLÄNGERT BIS 03.07.2016
In präzisen und atmosphärischen Bildern berichtet Edmund Clark von den Machtsystemen in und unter denen wir leben, ohne es zu bemerken. Seine Arbeiten dokumentieren die Folgen des War on Terror seit dem 11. September und haben durch die wachsende Terrorgefahr in Europa einen hochaktuellen Bezug.
Edmund Clark war der erste Künstler, der sich des Themas des Gefangenenlagers von Guantánamo vor Ort annahm. Er berichtete von der schier unglaublichen Existenz der sogenannten „Control Order Houses“ im Vereinigten Königreich und zuletzt unter dem Titel „Mountains of Majeed” aus der Welt eines Militärcamps in Afghanistan. Diese Serien werden teils vollständig, teils partiell, in der Mannheimer Ausstellung TERROR INCOGNITUS gezeigt.
Edmund Clarks aktuelle Arbeit behandelt ein düsteres Kapitel der jüngsten Vergangenheit: Mit „Negative Publicity. Artefacts of Extraordinary Rendition“ untersucht er das System der illegalen Entführung von Individuen durch den US-amerikanischen Geheimdienst und ihre Verbringung in sogenannte Black Sites. Diese waren bis Mitte der 2000er Jahre geheime und illegale Foltercamps, etwa in Rumänien oder Litauen, aber auch in Syrien, Libyen oder Guantánamo ließen die Geheimdienste die Entführten foltern. Zentrale Verteilstation für die notwendigen Flüge war Frankfurt am Main. Aus Dokumenten, Gerichtsprotokollen und Fotografien webt Clark ein komplexes Netz von Informationen, das uns hilft, die Dimensionen des Systems zu erahnen, und seine Folgen zu erkennen, unter denen die Welt bis heute leidet.
Zur Ausstellung erscheint bei Aperture, New York das Buch „Negative Publicity. Artefacts of Extraordinary Rendition“. Für die Realisierung dieser Arbeit erhielt Edmund Clark ein Stipendium der Magnum Foundation. Weitere Unterstützung kam von der John Kobal Foundation, der Roddick Foundation, Hasselbladt und dem ZEIT Magazin Fotopreis. Er wurde 2014 für den Henri Cartier-Bresson International Award, 2012 für den Prix Pictet und 2011 für den Deutsche Börse Photography Prize nominiert. Auch seine bisherigen Publikationen wurden zahlreich ausgezeichnet, u.a. „Guantánamo: If the Light Goes Out“ als bestes Buch des Jahres 2011 bei den New York Photo Awards und den International Photography Awards / The Lucies Awards.
Zur Ausstellung ist ein kostenfreies Handbuch (pdf) erschienen.
ERÖFFNUNG
Samstag, 30.1.2016, 19 Uhr
KÜNSTLERGESPRÄCH
Sonntag, 31.1.2016, 16 Uhr
EDITION
Ein vom Künstler signierter und nummerierter C-Print (20 x 25 cm) sowie ein Buch zur Ausstellung. Auflage: 25 / 200 €
PUBLIKATION
Negative Publicity: Artefacts of Extraordinary Rendition
Edmund Clark, Crofton Black, mit einem Essay von Eyal Weizman, Gestaltung: Ben Weaver (Artdirektor The Wire ), Verlag: Aperture New York / 70 €
erhältlich an der Kasse oder unserem Online-Shop: zephyr-mannheim.de/shop
FÜHRUNGEN
jeweils 9,50 € / 5 € ermäßigt / * 3 € ermäßigt (nur für Studierende)
Sonntag, 21. Februar 2016, 16 Uhr
Dialogische Führung: Stefan Humer, Vorstandsvorsitzender des Netzwerk Terrorismusforschung e.V. und Thomas Schirmböck, Kurator.
Sonntag, 20. März 2016, 16 Uhr
Dialogische Führung: Sumit Bhattacharyya, USA Experte von Amnesty International und Thomas Schirmböck, Kurator.
Dienstag, 22. März 2016, 20 Uhr*
Studierende führen Studierende: Ein/e Studierende/r der Europäischen Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg konzipiert eine Führung für andere Studierende durch die Ausstellung.
Sonntag, 17. April 2016, 16 Uhr
Kuratorenführung: mit Thomas Schirmböck
Sonntag, 22. Mai 2016, 16 Uhr [Heute, am Internationalen Museumstag entfällt die Führungsgebühr]
Dialogische Führung: Susanne Weiß, Direktorin des Heidelberger Kunstvereins und Thomas Schirmböck, Kurator.
Sonntag, 26. Juni 2016, 16 Uhr
Dialogische Führung: Dr. Gunnar Schmidt, Proffesor für Intermediales an der Hochschule in Trier und Thomas Schirmböck, Kurator.
INDIVIDUELLE FÜHRUNGEN / FÜHRUNGEN FÜR GRUPPEN UND SCHULKLASSEN (AB 12 JAHRE)
können Sie unter Tel. (0621) 293 3771 oder buchungen.rem@mannheim.de buchen.
VORTRAG
Montag, 4. April 2016, 20 Uhr (Einlass ab 19 Uhr)
3 € zzgl. Eintritt in die Ausstellung
Von den Extraordinary Renditions zum IS: Ohnmacht des Völkerrechts?
Ein Vortrag von Dominik Steiger
Die zahlreichen Völkerrechtsverletzungen im sog. Krieg gegen den Terror haben sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Neben den betroffenen Menschen haben sie auch dem Völkerrecht schweren Schaden zugefügt. Dies zeigt sich heute am Kampf gegen den IS, in dem das Völkerrecht ebenfalls an die Seite gedrängt wird. Um den Terrorismus zu besiegen, ist aber ein machtvoll wirkendes Völkerrecht zwingend notwendig.
Dominik Steiger, Dr. iur., ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin. 2010 promovierte er über "Das völkerrechtliche Folterverbot und der 'Krieg gegen den Terror'". Sein Referendariat absolvierte Steiger am Kammergericht Berlin (2009-2011) mit Stationen beim Auswärtigen Amt, dem Internationalen Straftribunal für Ruanda und dem European Center for Constitutional and Human Rights. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Menschenrechten, humanitärem Völkerrecht und Völkerstrafrecht zeugen von seinem hohen Engagement.
Montag, 20.06.2016 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: ZEPHYR – Raum für Fotografie
Eintritt: 3 € zzgl Eintritt
Zu Gast:
Christoph Bangert: hello camel
Buchvorstellung und Signierstunde
»Meiner Erfahrung nach sind die beiden wesentlichsten Merkmale des Krieges Horror und Absurdität«, sagt Christoph Bangert. Nachdem er in seinem von den Medien gefeierten Buch War Porn (Kehrer 2014) den Umgang unserer Gesellschaft mit schrecklichen Bildern untersucht hat, setzt er sich nun in seinem neuen Werk hello camel mit der Absurdität des Krieges auseinander. Unserer klischeehaften Vorstellung des modernen Krieges als rasantes, dramatisches und heroisches Ereignis stellt er seine ruhigen und aufgeräumten, jedoch ebenso eigenartigen und fremden Bilder der Kriege in Afghanistan, Gaza und dem Irak entgegen.
Montag, 27.06.2016 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: ZEPHYR – Raum für Fotografie
Eintritt: 3 € zzgl Eintritt
Zu Gast:
Simon Menner: terror komplex
Eine fotografische Untersuchung zur Wahrnehmung von kriegerischen Konflikten heute
Erschütternd und komisch waren die Bilder, die Simon Menner bei der Stasi fand und unter "Top Secret" in einem großartigen und vielgefeierten Buch veröffentlichte. Nun legt er eine unglaubliche Untersuchung über die irritierend ander Kommunikationsstrategie von IS und Co. vor. Welche Bilder kommunizieren deren Strategen und warum. Welche Bildinformationen werden von ihnen zensiert, welche freigegeben. Welche Kanäle nutzen sie und was hat das alles mit uns zu tun? Stellen Sie sich auf einen ungemein interessanten Abend ein!
Samstag, 02.07. 19 Uhr
Veranstaltungsort: ZEPHYR – Raum für Fotografie
Eintritt: 3 € zzgl Eintritt
Vortrag:
Crofton Black: "The appearance of disappearance: tracing the CIA's secret prison system"
In seinem Vortrag berichtet Crofton Black davon wie es gelang die Geheimnisse der CIA in Sachen extraordinary rendition und black sites zu enthüllen. Crofton Black, promovierter Philosoph, ist "investigator" und Mitglied des Bureau Of Investigative Journalism. Er ist der Rechercheur, dessen Daten Edmund Clark in Bilder umsetzte und so zu seinem Werk Negative Publicity formen konnte. Seine Texte sind essentieller Teil unserer Ausstellung. Er gilt als führender Experte für die Aufklärung von Entführung, Inhaftierung und Verhörmethoden sowie Folter durch die CIA.
"Crofton Black is a researcher, journalist and writer with extensive experience of complex investigations in the field of human rights abuses and counter-terrorism. He is a leading expert on the CIA’s rendition, detention and interrogation programme and a specialist in military and intelligence corporate contracting. He is leading the Bureau’s project on CIA Torture. He has a PhD in the history of philosophy from the University of London.
Sonntag, 03.07. 15 - 17 Uhr
Veranstaltungsort: ZEPHYR – Raum für Fotografie
Finissage und Führung:
Edmund Clark und Crofton Black
Zum Abschluss der Ausstellung TERROR INCOGNITUS sind Sie eingeladen eine letzte Führung mit Edmund Clark und Crofton Black zu erleben. Hören Sie von den beinahe unglaublichen Tatsachen, die der war on terror gebar und sehen Sie die zurückhaltende Eleganz dieser formal meisterhaften Umsetzung
FILMREIHE ZUR AUSSTELLUNG
im Cinema Quadrat (Collinistr. 1, Mannheim) in Kooperation mit Amnesty International
Eintritt: jeweils 8 € / 6 € ermäßigt
Passend zur Ausstellung „Terror Incognitus“ wurden drei Spielfilme ausgewählt, die sich auf das Thema beziehen. Jeder Film wird vor der Vorführung von einem Mitglied der Menschenrechtsorganisation Amnesty International vorgestellt und im Anschluss diskutiert.
Dienstag, 16. Februar 2016, 19:30 Uhr
CAMP X-RAY
Regie: Peter Sattler, 2014, 117 Min., USA, ab 12 Jahre
mit einer Einführung von Manuela Müller, Mitglied der Stadtgruppe Mannheim von Amnesty International
Das titelgebende US-Gefangenenlager Camp X-Ray hat bis 2002 real in Guantánamo Bay auf Kuba existiert. Der Film beschreibt die fiktive Geschichte der dort arbeitenden amerikanischen Soldatin Amy Cole. Während die meisten Insassen sie zu verachten scheinen, kommt sie dem Gefangenen Ali Amir zusehends näher als sie möchte. Hinzu kommt, dass Amy aufgrund der ungerechten Haftbedingungen und angewendeten Folter immer mehr Gewissensbisse plagen.
Dienstag, 15. März 2016, 19:30 Uhr
FOUR LIONS
Regie: Chris Morris, 2010, 97 Min., UK, ab 16 Jahre
mit einer Einführung von Annette Hillerich, Gruppensprecherin der Stadtgruppe Mannheim von Amnesty International
Die britische Filmsatire handelt von einer islamistischen Terrorzelle in Sheffield, England. Vier junge Freunde planen den eigenen Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen. Zwei von Ihnen besuchen ein Terrorcamp in Pakistan, wobei sie aus Versehen Osama bin Laden ins Jenseits befördern. Ein Freund stirbt bei einem Unfall mit Sprengstoff, da er Krähen beibringen wollte, sich als Selbstmordattentäter zu opfern. Am Ende scheitern sie dabei, sich beim London-Marathon in die Luft zu sprengen und viele Menschen dabei umzubringen.
Dienstag, 26. April 2016, 19:30 Uhr
FÜNF JAHRE LEBEN
Regie: Stefan Schaller, 2013, 96 Min., Deutschland, ab 12 Jahre
in Anwesenheit des Regisseurs Stefan Schaller / mit einer Einführung von Chantal Raab und Julia Sitzenstuhl, Gruppensprecherinnen der Hochschulgruppe Uni Mannheim von Amnesty International
Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Deutsch-Türken Murat Kurnaz, der insgesamt fünf Jahre als Gefangener der USA in Afghanistan und Guantánamo inhaftiert war. Dabei konzentriert sich die Handlung auf die Konfrontation des Gefangenen mit dem amerikanischen Verhörspezialisten Gail Holford, dessen Hauptziel es ist, Kurnaz ein Geständnis zu entlocken. Auch nach Monaten voller psychischer und physischer Folter und ein Jahr Isolationshaft weigert sich Kurnaz, etwas zu gestehen, was er nicht getan hat.
Mehr Informationen: www.cinema-quadrat.de
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